Heute schon für deine nächste Prüfung gelernt? Seit über zwei Jahrzehnten kehrt die Digitalisierung wie im Schneckentempo in das deutsche Bildungssystem ein. Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, ob die Prüfungen überhaupt noch zeitgemäß sind?
Endlich kann ich euch mit auf eine neue Reise nehmen, die ganz nach meinem Geschmack ist. Es ist Bewegung im deutschen Bildungssystem.
Ich kann euch verraten, dass auch ein bekannter Schulbuchverlag daran arbeitet, dass die Prüfungskultur sich nachhaltig verändern wird. Es ist mir eine Ehre bei dieser Revolution aktiv dabei sein zu dürfen. Mit Diagnose und Fördern werden neue Meilensteine festgelegt. Dazu berichte ich in einem kommenden Beitrag. Doch zunächst freue ich mich auf das kommende Wochenende.
Barcamp zu zeitgemäßer Prüfungskultur
Dieses Wochenende findet das Barcamp zu zeitgemäßer Prüfungskultur statt.
Save the Date: Samstag, 05.02.2022 von 14 Uhr bis 17:30 Uhr
Zeitgemäße Bildung antwortet auf die Herausforderungen der digitalen Gegenwart mit einer Lernkultur, die auf selbstwirksames Lernen sowie persönliche Entwicklung und Gemeinschaftlichkeit abzielt. Bedingung für die Akzeptanz und das Gelingen dieser Lernkultur ist, dass mit ihr eine Öffnung der Prüfungskultur einhergeht.
Wir können uns die schönsten Dinge für den Lernprozess ausdenken. Lernende werden immer danach fragen, welche Prüfungen am Ende auf sie warten.
Ist es das, was Lehrer*innen und Eltern wirklich wollen? Brauchen wir tatsächlich noch Klassenarbeiten in einem kompetenzorientierten Unterricht? Kann eine klassische Klassenarbeit überhaupt noch nachweisen, dass ein Schüler über bestimmte Kompetenzen verfügt? Und habt ihr euch mal gefragt, was dieser ständige Notendruck bei Schülern auslöst? Warum muss eigentlich alles bewertet werden, was ein Kind macht?
Die Ära der Bewertungen
Die Schüler*innen wachsen in einer Gesellschaft auf, die zunehmend durch allgegenwärtige Bewertung gekennzeichnet ist. Diese kommt oft in einfachen Formen daher, etwa mit Sternchen, Likes und Followern in den Sozialen Netzwerken. Ratings und Rankings, Scorings und Screenings trainieren uns Wahrnehmungs-, Denk- und Beurteilungsschemata an, die sich zunehmend an Daten ausrichten.
Die Schule sollte ihren Beitrag dazu leisten, die Mündigkeit der Lernenden gegenüber diesen gesellschaftlichen Tendenzen zu fördern. In diesem Kontext muss die Schule, die traditionell im gesellschaftlichen Code der Selektion funktioniert, also über das Aufrücken in die nächste Klassenstufe, das Erreichen von Abschlüssen und den möglichen Platz in der Gesellschaft entscheidet, auch dafür sorgen, die Lernenden mit Fähigkeiten zur Reflexion, Beurteilung und Selbstbewertung auszustatten.
Die traditionelle Form der Leistungsbewertung und ihre gesellschaftliche Selektionsfunktion, an die administrativ nach wie vor inbrünstig geglaubt wird, unterliegen einer großen Fehleranfälligkeit. Man halte sich hier die einschlägigen Fehlerarten der hergebrachten Leistungsbewertung (also des Summative Assessment) vor Augen: Halo-Effekt, Tendenz zur Mitte, Reihungsfehler oder Pygmalion-Effekt – um nur einige zu nennen.
Formatives Assessment
Wie kann nun Schule auf die gesellschaftliche Relevanz von selbst- und fremdbestimmter Bewertung und die hohe Fehleranfälligkeit von traditioneller Bewertung reagieren? Eine Möglichkeit hierfür ist das Formative Assessement . In der internationalen Bildungsdiskussion ist dieser Begriff in aller Munde.
In ihm bündeln sich:
- Feedback, Dialog, Prozessorientierung,
- Komplexität, Emergenz, Individualisierung,
- Digitalität, Fehlerkultur, Überarbeitung,
- Kollaboration und Eigenverantwortung.
Das Institut für zeitgemäße Prüfungskultur schafft einen Rahmen, um diesen Veränderungsprozess verantwortungsvoll mitzugestalten: Sie wollen Expertise bündeln, Diskussionen anregen, Umdenken bewirken, die Entwicklung neuer Prüfungsformate und neuer Formen der Leistungserfassung erproben und begleiten.
So nun hoffe ich, dass ich euch etwas neugierig auf unsere neue Zukunft gemacht habe. Denn es sei euch gesagt, verändern wir diese Kultur der Leistungsorientierung, dann können wir auch wirklich alle Schüler*innen zu erfolgreichen Lernern begleiten.
Pingback: Bildungskonferenz 2022 - Melanie Mohr