Es ist Herbst und das zweite Educamp in diesem Jahr findet statt. Doch es ist ein ganz besonderes Camp, denn es ist das 10. Educamp, welches von engagierten Persönlichkeiten ausgerichtet wird.
An dieser Stelle möchte ich recht herzlich zum Jubiläum gratulieren, dass sich dieses Format nun schon seit fünf Jahren trägt.
Es ist für mich von großer Bedeutung, dass ich ein Teil der innovativen Bildungsszene geworden bin und freue mich sehr immer wieder alle Beteiligten in regelmäßigen Abständen bei den Camps zu treffen, um sich auszutauschen und auch über Erfolge von Projekten zu sprechen sowie zu beobachten, was sich alles so im Bildungsbereich bewegt.
Als ich 2006 angefangen habe, meinen Blog zu starten, wusste ich nicht, wo mich die Reise hin treibt und welche Auswirkungen es haben wird, sich so öffentlich zu Bildungsthemen zu äußern. Zunächst kannte ich nur das Blog vom Herrn Rau, welches ich mit Spannung las. Schließlich fühlte ich mich nicht mehr so allein in meinen Ansichten, was das Lernen mit digitalen Medien anbelangt. Während meines Studiums war ich, was die Thematik PC im Deutsch- und Geschichtsunterricht betrifft, allein unterwegs. Selbst meine Kommilitonen in meinem Alter schworen auf Quellen, Arbeitsblätter, Text und Buch.
Im Jahr 2008 traf ich bei der republica auf Steffen Büffel, der mir vom ersten Educamp berichtete und ich war gleich Feuer und Flamme, weil ich ab da wusste, es gibt noch mehr Menschen, die das Potenzial in der Technik sehen und ich dort auch auf Verständnis stoße. Kaum ein halbes Jahr später kontaktierten mich Steffen, Thomas und Marcel, um mich zu fragen, ob ich denn nicht Lust hätte das zweite Educamp in Berlin mitzuorganisieren. Gesagt, getan!
Es war mitunter etwas anstrengend, hat aber echt viel Spaß gemacht, dass Menschen, die sich bis dato noch nie gesehen haben, einfach via Internet eine Konferenz für knapp 100 Leute organisieren. So wie Steffen, Marcel und Thomas die Väter des Educamps sind, so würde ich mich als Mama vom Educamp ansehen, denn ich war die erste Frau, die diese Bewegung unterstützt hat.
Ich war quasi von Anfang an mit in der Community und habe mein Bestes gegeben, diese zu unterstützen. Es ist echt toll zu sehen, was sich in den letzten Jahren rund um das Educamp und die innovative Eduszene so entwickelt hat. Angefangen hat es einmal mit Themen rund um die universitäre Bildung, die erfolgreiche Gründung von sofatutor und Themen, die die Schule betrafen. In den ersten Educamps hat man sich noch über die Tools, deren Funktionsweise und möglichen theoretischen Einsatz unterhalten. Mittlerweile gibt es sehr viele schöne Projekte, die die neuen Medien erfolgreich und nachhaltig einsetzen. Vor allem freue ich mich, dass ich auch hier mitgewirkt habe.
Anfänglich waren wir noch mit einem missionarischen Charakter unterwegs und hatten Unverständnis für die Mitmenschen, die sich für die Web2.0-Technologie und das Teilen sowie Mitmachen nicht begeistern konnten, doch dies änderte sich schnell, als wir gemeinsam vor Ort waren und uns austauschten. Recht schnell kam es zu dem Wandel, dass man eher aufklärt und vorlebt und zeigt, was in der Praxis machbar ist und wo es Haken gibt. Schließlich ist die Technik nicht immer das Nonplusultra.
Seit knapp einem Jahr bewegt die Educamp-Community das Thema: Open Educational Ressources. Unterstützt vom Wikimedia e.V. und dem Co:llaboratory fand nun auch eine Auskopplung statt und es wurde ein OER-Camp ins Leben gerufen. Neben diesem Projekt haben sich aber auch rund um Jean-Pol Martin die Neuron-Community und rund um Melanie Gottschalk und Christian Spannagel die Maschendraht-Community gegründet.
Wie ihr sehen könnt, hat sich sehr viel in den letzten Jahren getan. Einige Educamper sind enger zusammen gewachsen, Freundschaften sind entstanden und es ist Bewegung in der Bildungsszene. Jedoch liegen Freud und Leid manchmal sehr eng zusammen und deshalb werde ich hier ganz kurz auf den Podcast von Felix Schaumburg und Guido Brombach eingehen. In ihrem aktuellen Podcast üben sie harsche Kritik an der Edu-Szene und der Motivation ein Educamp auszurichten.
Meine Motivation war und ist es immer noch, etwas im Bildungsbereich zu bewegen. Das hatte ich schon vor Web2.0 vor und werde es auch immer noch verfolgen. So wie ich mich 2008 freute, Anhänger gefunden zu haben, die gemeinsam etwas bewirken wollen, so ist das auch immer noch meine Motivation. Noch viel schöner zu sehen ist (da werde ich ganz rührselig), dass sich wirklich einiges in der deutschen Bildungsszene verändert und sich die Türen in Uni und Schule öffnen und ich finde, dass die gesamte Educamp-Community darauf stolz sein kann. Für die Öffnung sind nicht einzelne Organisatoren/Persönlichkeiten von Educamps zuständig, sondern es sind alle, die in der Community aktiv sind, sich engagieren und für einen offenen Dialog bereit sind.
Es ist schade, dass Felix und Guido einen anderen Eindruck haben. Wo ich aber mitgehe, ist natürlich die Gefahr der Sponsorings und der Positionierungen von Firmen, die das Educamp finanziell unterstützen. Allerdings geht der Educamp e.V. da sehr transparent mit um, kommuniziert nach außen wer Sponsor ist und stellt sich auch den Debatten.
In diesem Sinne bin ich gespannt wie die Reise weiter geht und wünsche mir, dass das Educamp auch noch zum 20. Mal stattfindet mit Organisatoren, die es ermöglichen sich offen, frei und konstruktiv über den Fortgang des Bildungssystems auszutauschen. Ich selbst habe fünf Educamps (davon eines mit organisiert) erlebt und jedes Educamp hatte seinen Charme, denn schließlich haben die Educamper vor Ort dafür gesorgt, dass es immer wieder neue Themen gab, alte wiederholt und intensiviert worden sind.
Ein großer Dank gilt allen denjenigen, die die vergangenen Educamps zu einem Erlebnis werden lassen haben und auch in Zukunft die Idee des Educamps weiter tragen. In diesem Sinne freue ich mich auf „Back to the roots“ – wir sehen uns in Ilmenau im Humboldtbau!