Antwort von Adrien Höpner auf meinen Blogbeitrag:
Melanie hat in ihrem letzten Beitrag “Wie viel darf Bildung kosten?” sehr schön die Probleme beschrieben, die wir in Deutschland in Bezug auf digitale Medien im Unterricht haben. Darauf aufbauend möchten wir einmal über die Landesgrenzen hinausschauen, um zu erfahren, wie woanders die Finanzierung bewerkstelligt wird.
Großbritannien ist Deutschland im Bereich des E-Learnings in Schulen weit voraus. Während die Verantwortlichen in Deutschland erst langsam anfangen sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, ist es auf der Insel bereits etwas ganz Normales mit Computern, Tablets, interaktiven LMS(Lernplattformen) oder E-Portfolios den Unterricht zu bereichern.
Schwierigkeiten in Bezug auf Gleichberechtigung
Es muss allerdings auch gleich zu Anfang klar gestellt werden, dass Gleichberechtigung auch in Großbritannien nicht problemlos ist (absolute Gleichheit ist leider auch nicht möglich). Wie in Deutschland gibt es auch dort sozial schwächere Gebiete, wo nicht jeder Zugang zu Mobilen Geräten oder Internet hat. Der einzige Weg, wie man dem entgegen wirken kann, ist für Schüler zugängliche Einrichtungen mit der notwendigen Technik auszustatten. Dies bedeutet Jugendzentren und vor allem die Schulen selber.
Warum Deutschland hinterhinkt mit E-Learning
Das größte Problem, das wir in Deutschland haben, ist, dass Bildungspolitik Ländersache ist. Nicht nur, dass die Lehrpläne unterschiedlich sind, sondern besonders die Tatsache, dass verschiedene Wirtschaftsträger für die Finanzierung einer Schule verantwortlich sind, lähmt unsere Handlungsfähigkeiten in der Republik. Teils ist der Bund zuständig, dann wieder das Land, dann wieder die Kommunen – ist doch klar, dass keiner bezahlen möchte.
Finanzierung in Großbritannien
In Großbritannien gibt es etwas ähnliches, nämlich das Land (nicht Bundesland) und “Local Authorities” (so etwas wie Kommunen). Von beiden erhält eine Schule einen bestimmten Betrag, über welchen Sie, mit gewissen Einschränkungen, selbst Verfügen kann. Zusätzlich wird eine weitere Summe anhand der Anzahl von Schülern errechnet, d.h. für eine bestimmte Anzahl an Schülern bekommt eine Schule X Pfund pro Schüler. Diese Beträge variieren nicht sonderlich von Jahr zu Jahr, sodass Schulen in der Lage sind auch jährliche Lizenzen zu finanzieren. Dies bezüglich kann Deutschland sich wirklich eine Scheibe abschneiden, da jede einzelne Schule am besten weiß, was am meisten gebraucht wird, sein es neue Tische, Stühle, digitale Tafeln, LMS oder innovative E-Learning Plattformen. Stattdessen wird genau dies von Personen und Verbänden beschlossen, die gar keine Ahnung haben was das Beste für eine einzelne Schule ist.
Das war Punkt 1, Punkt 2 ist, dass Großbritannien als eines der ersten Länder weltweit vor ca. 10 Jahren eine E-Learning Initiative für ihre Schulen startete. Schulen haben bestimmte Beträge in Form von einer Art Gutschein zugesprochen bekommen. Diese Beträge konnten nur für E-Learning Materialien ausgegeben werden. Dies konnten Computer sein, eine Website, Lernmanagementsysteme (LMS / VLE), E-Portfolios, digitale Whiteboards, etc. So wurde erreicht, dass die meisten Schulen zumindest eine E-Learning Grundausstattung hatten, worauf Schulen in den folgenden Jahren aufbauen konnten. Nur so wurde es wirklich ermöglicht, dass E-Learning ein integrierter Teil des Bildungswesens geworden ist.
Bei Interesse könnt ihr weitere Informationen zu der Finanzierung von Schulen in Großbritannien hier finden. E-Learning Initiativen gibt es bereits in unzähligen Ländern, unter anderem Malaysia, Saudi Arabien, VAE, etc. Wie ist eure Meinung? Wäre ein Weg wie ihn Großbritannien gewählt hat auch in Deutschland möglich?
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