Educamp – Westküste: Das Bildungssystem im Aufbruch

Es sind zwar nun fast gute drei Monate vergangen als ich beim Educamp-Westküste war, aber auch wenn die Zeit vergangen ist, so sind die Themen immer noch aktuell. Und wie sagt man so schön:

Nach dem Educamp ist vor dem Educamp

Also am 24.03.2023 machte ich mich auf den Weg von Berlin nach Heide. Auch hatte ich einen spannenden Sessionbeitrag „Leistungsbewertung ohne Noten“ im Gepäck dabei. Doch nicht nur das: Auch sehr viel (Vor-) Freude auf bekannte und unbekannte Educamper.

Schließlich war ich das letzte mal bei einem Educamp vor über 10 Jahren. Daher freute es mich umso mehr, dass das Educamp, mit eines der ältesten Barcamps in Deutschland, weiter stattfindet und von engagierten Bildungsrevoluzzern fortgesetzt wird.

Auch beim 28. Educamp gehen den Teilgebern aus den verschiedensten Bildungsbereichen (Schule, Hochschule, Ausbildung, Weiterbildung) die Themen nicht aus. Was uns bewegt hat und worüber wir so debattierten, das könnt ihr im Sessionplan nachlesen, denn dieser enthält auch die Links zu den Sessiondokumentationen.

Mein ganz persönliches Highlight war der Barcamplaner, den man sich zur Vorbereitung des EduCamps herunterladen konnte. Denn hier merkt man, alle Beteiligten lernen aus jeder Veranstaltung und auch die Teilnehmer entwickeln sich weiter. Für mich bot der Barcamplaner einen richtig coolen Usecase für meinen reMarkable. Denn so konnte ich papierlos digital mitschreiben in den Sessions.

Kurzer Einblick in meine besuchten Sessions

Alle Lehrkräfte, Schüler*innen, Eltern und andere Interessierte sollten sich unbedingt die Webseite WirLernenOnline merken. Bei WirLernenOnline handelt es sich einerseits um eine Suchmaschine, als auch um eine Community für freie Bildungsmaterialien (OER).

Auch in meiner Session Leistungsbewertung ohne Noten haben wir spannende Themen debattiert. Warum halten wir noch immer an einem alten Bewertungsmodell fest, wo doch bekannt ist, dass Noten wenig Aussagekraft haben? Welche anderen Chancen gibt es, den Schüler*innen ihren Leistungsstand transparent und fair mitzuteilen? Wie müssen Aufgaben und Prüfungen gestaltet sein? Wie kommt man von einem summativen Assessment (Klassenarbeit) zu einem formativen Assessment?

Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht nur Digitales mag, sondern auch stets an analogen Spielen interessiert bin. Denn wo sonst lernt man am meisten – im Spiel.  Deshalb fand ich die Session Analoge Spiele in der Schule von Franziska sehr spannend. Wir haben tatsächlich ein paar Spiele angespielt und sie hat uns berichtet wann und zu welchem Zweck, sie die Spiele im Unterricht nutzt.

Hier eine kleine Übersicht zu den Spielen:

 

Dobble:

 

Dieses Spiel lässt sich vielseitig unter anderem für den Deutschunterricht einsetzen: Aktivierung, Sprache, Wortfelder

Während der Session kam die Idee, eigene Dobble-Karten mit Fachbegriffen oder Fachicons zu erstellen. Das funktioniert ggf. mit folgendem Generator.

Just One ist ebenfalls zur Aktivierung im Unterricht zu nutzen. Auch für den Sprachunterricht und den Wortschatz sehr gut geeignet. 

 

 

 

 

 

Crime City ist ein Teamspiel. Dies eignet sich sehr gut für Vertretungsstunden. Auch hier kann man aus dem Spiel heraus dann die Geschichten, die erspielt wurden, schreiben lassen. 

 

 

 

 

Trial by Trolley ist ein Spiel, in dem ein bekanntes Gedankenexperiment am Spieltisch für viele Lacher sorgt: Welches Gleis mit welchen Leuten darauf würdet ihr überfahren, wenn ihr müsstet? Auch wenn die Frage makaber ist, gelingt es diesem Partyspiel mit vielen Karten, Humor und Nachdenklichkeit perfekt zu verbinden. Es geht darum, eine Entscheidung zu treffen, während alle anderen Spieler wie wild auf den Entscheider einreden und versuchen, ihn zu beeinflussen, das Gleis des jeweils anderen Teams zu überrollen.

Dies ist ein Spiel für den Philosophie-Unterricht, lässt sich aber sicher auch im Politik- oder Deutschunterricht nutzen. Hier kann man sehr gut Argumentationen üben und auch Debatten führen lernen.

Warum man den Unterricht mit Tim Mälzers „Kitchen Impossible“-Format vergleichen kann, das hat Tobias Raue in seiner Session Prozessorientierte Prüfungen und Aufgaben mit uns wunderbar diskutiert.

Auch sehr inspirierend war eine weitere Session mit Franziska zum Thema Gamification mit Mintest. Auch hier bekamen wir einen Einblick, wie man Kunst und digitale Medien sinnvoll und gewinnbringend miteinander verknüpfen kann.

Da das Educamp stets von Freiwilligen mit Unterstützung des Educamp e.V. geplant und durchgeführt wird, gibt es auch stets eine Mitgliederversammlung. Neben den organisatorischen Themen, wurde diskutiert wofür steht eigentlich das Educamp? Welchen Zweck erfüllt dieses Event?

Eine richtige abschließende Antwort gab es nicht, aber ein sehr guter Anfang wurde gemacht. Für mich ist das Educamp auch eine Herzensangelegenheit, denn zum einen bin ich von Anfang an dabei und hier treffe ich stets aufgeschlossene Menschen, die einfach machen. Es werden digitale Lern-Projekte umgesetzt, vorgestellt und debattiert.

Es wird weniger gejammert, was alles in Schule / Hochschule nicht geht, weil es immer Schranken des Dienstherren gibt – nein ich finde es toll, dass sich hier beim Educamp Menschen treffen, die die Grauzonen nutzen und tatsächlich den Unterricht nicht nur trocken mit Lehrwerken und Arbeitsblättern gestalten, sondern Möglichkeiten suchen, die Inhalte fächerverbindend zu verknüpfen und die Skills des 21.  Jahrhunderts in den Alltag zu integrieren, obwohl sie alle auch ein Privatleben haben und den alltäglichen Wahnsinn des Schulalltags mit all den Herausforderungen haben. Und dennoch bloggen und podcasten die Lehrer*innen oder kommen am Wochenende zum Educamp freiwillig außerhalb ihrer Dienstzeit und reisen dazu noch auch in andere Bundesländer.

Mit KI zum Disneycartoon war auch eines meiner persönlichen Highlights. ChatGPT ist in aller Munde und es wird nun diskutiert, wie dieses Tool die Lehre revolutioniert. Doch nicht nur textbasierte Produkte können mit KI generiert werden. Tatsächlich kann man sich auch Bilder /Grafiken erstellen lassen.

Witzige Browser Games gab es am Samstag Abend als Ausklang.

Links zu den Sessiondokumentationen

Also an alle Bildungsbegeisterte da draußen: Werdet Teilgeber/ -nehmer beim Educamp. Tauscht euch aus. Es ist nicht so schwer einen neuen Unterricht zu gestalten, man muss sich nur trauen. Je mehr Schulen motiviert sind, sich vom klassischen Stundenplan zu distanzieren und viel mehr Projekte in den Alltag einfließen lassen, desto früher denke ich, müssen die Kultusministerien auch umdenken und an den Vorgaben einige Änderungen vornehmen. Wir können auf jeden Fall so nicht mehr weitermachen.  

Das nächste Educamp findet im September 2023 statt. Ihr könnt euch bereits ab jetzt anmelden. 

Ich bin (leider) nicht dabei, verfolge aber die Etherpads und Twitter, denn ich bin mit meiner Familie bei der #KidsCon, denn auch das ist ein wichtiger Teil meines Alltags.

Impressionen vom Educamp

Weitere Impressionen auf der Educamp-Seite:

1 Kommentar zu „Educamp – Westküste: Das Bildungssystem im Aufbruch“

  1. Pingback: Recap: EduCamp in Minden - Melanie Mohr

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