Harm Klueting, Professor für Neuere Geschichte der Universität Köln, verfasste dieses informative Überblickswerk. Nebst seinem Studienfach Geschichte studierte er außerdem noch Slavistik, Germanistik und evangelische Theologie. Anfang der 80er Jahre publizierte er unter anderem Die Säkularisation im Herzogtum Westfalen 1802-1834 und Die Lehre von der Macht der Staaten. Das außenpolitische Machtproblem in der politischen Wissenschaft und in der praktischen Politik im 18. Jahrhundert.
Am Ende der 1980er Jahre wurde das von mir zu rezensierende Werk „Das Konfessionelle Zeitalter 1525-1648“ veröffentlicht. Das vorliegende Buch ist weit davon entfernt, eine historische Erklärung des voraufklärerischen Weltbildes und eine Darstellung des fundamentalen Wandlungsprozess von der Welt zur Welt der Vernunft und der Aufklärung sein zu wollen. Stattdessen richtet Harm Klueting seinen Fokus auf eine vorlesungsoriemtierte, notgedrungen oft skizzenhafte Überblicksdarstellung der Geschichte des Konfessionellen Zeitalters mit dem Schwerpunkt im geographischen Raum des Alten Reichs, aber mit dem Blick auf das Ganze der europäischen Geschichte, in der vor allem die Grundlinien der Politikgeschichte und der Kirchen- und Religionsgeschichte behandelt werden, ohne dass die wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Zusammenhänge unberücksichtigt bleiben.
Das Buch stützt sich auf Vorlesungen, Hauptseminare und Übungen, die der Verfasser an den Universitäten Köln und Osnabrück gehalten hat. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass es sich ausschließlich an einen studentischen Leserkreis richtet, der sich mit dem Studienfach Geschichte sowie mit der evangelischen oder katholischen Theologie beschäftigt. Andererseits ist dieses Werk auch für kirchengeschichtlich interessierte Rezipienten geeignet, die sich für die Geschichte Deutschlands und Europas im 16. und 17. Jahrhundert begeistern können.
Das Werk weist eine logische Struktur auf. Es ist in 14 Kapitel untergliedert. Daran anschließend enthält es einen sehr ausführlichen Anhang, der sehr aufschlussreich für den Leser ist.
Der Autor beginnt in seinem einleitendem Abschnitt das Konfessionelle Zeitalter als Epoche darzustellen. Zunächst definiert Harm Klueting die Konfessionalisierung als
eine geistige und organisatorische Verfestigung der seit der Glaubensspaltung auseinanderstrebenden verschiedenen christlichen Bekenntnisse zu einem halbwegs stabilen Kirchentum nach Dogma, Verfassung und religiös-sittlicher Lebensform.
Im Anschluss an seine Definition, die sich auf den Historiker Max Weber stützt, geht er auf weitere historische Meinungen ein, die seiner Argumentation dienlich sind. Das einleitende Kapitel beschließt er mit den Worten:
Es geht also um die Geschichte des Konfessionellen Zeitalters vorwiegend im geographischen Raum des Alten Reiches, aber mit dem Blick auf das Ganze der europäischen Geschichte.
Das zweite Kapitel beschreibt die Grundlagen und Voraussetzungen des Zeitalters. Hierbei geht der Verfasser auf demographische, soziale, wirtschaftliche, politische, kulturelle und religiös-kirchliche Voraussetzungen ein. Die nächsten fünf Kapitel beschäftigen sich mit dem Staatensystem des Alten Reichs. Klueting betrachtet dabei das Verhältnis der Fürsten im Reich und die Formierung des Luthertums als Konfession. In diesem Zusammenhang stellt er auch die Ereignisse, wie zum Beispiel den Augsburger Religionsfrieden, in Beziehung zu der Entwicklung des Konfessionellen Zeitalters.
Klueting widmet sich den anschließenden Kapiteln den einzelnen europäischen Staaten England, Frankreich, Niederlande und Spanien. Dem Leser ergeben sich nun weitere Verständnismöglichkeiten. Der Autor beschreibt in den genannten Staaten die Entwicklung der jeweiligen Konfessionen und stellt wichtige Ereignisse in den Vordergrund. Daran anknüpfend schließt er den Bogen wieder mit Deutschland. Er fasst die Situation nach dem Augsburger Religionsfrieden zusammen und betrachtet im 13. Kapitel das „Staatensystem und die europäische Politik 1559-1648/59.“ Hier bekommt der Leser einen Überblick über die europäischen Zusammenhänge im Konfessionellen Zeitalter. Unter anderem thematisiert der Autor die Beziehungen von Spanien-Frankreich-England und Ungarn, das Mittelmeer und die Osmanen. Das 13. Kapitel beschließt der Autor mit dem Dreißigjährigen Krieg und dem Westfälischen Frieden.
Einen deskriptiven Ausgang des Konfessionellen Zeitalters bietet das 14. Kapitel, welches mit den Grundzügen der Aufklärung endet. Thesenartig begründet Klueting die Epoche des Konfessionellen Zeitalters
als enge Verflechtung und die Dialektik von Säkularisierung und Konfessionalisierung. Konfessionalisierung war immer zugleich Säkularisierung und beschleunigte durch die Politisierung der konfessionellen Gegensätze den Prozess der Verweltlichung. Säkularisierung stand im Dienst der Konfessionen, indem sie durch die konfessionell neutrale weltliche Friedensordnung des Westfälischen Friedens das Nebeneinander der Konfessionen politisch ermöglichte und rechtlich sicherte.
Wie schon eingangs erwähnt, hat sich Harm Klueting mit den konfessionellen Fragen auseinandergesetzt, die für die innenpolitischen Auseinandersetzungen in den großen Monarchien im Westen Europas sowie für das Alte Reich prägend waren. Ihm ist es gelungen, wenn auch in komprimierter Art und Weise, die Epochendarstellung der Geschichte des 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit Schwerpunkt auf der deutschen Geschichte darzulegen. Dem Rezipienten wird das Lesen und Nachvollziehen der Ära erleichtert, indem wichtige Ereignisse und Begrifflichkeiten fett gedruckt hervorgehoben werden. Positiv zu bemerken ist, dass der Autor das Werk sprachlich logisch und für jeden verständlich und nachvollziehbar verfasst hat. Dieses Buch mit dem Hauptaugenmerk auf Politikgeschichte sowie Kirchen- und Religionsgeschichte und der Verflechtung beider Bereiche ist jedem zu empfehlen, der sich zu diesem Thema einen Überblick verschaffen möchte.
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