Unser kleiner, feiner Leseclub LeseCORNer hat in den letzten Monaten so manche literarische Reise unternommen – und jede war anders, überraschend und im besten Sinne nachhallend. Zwischen Kimchi, Komik und Lebensfragen haben wir Geschichten entdeckt, die unter die Haut gehen und noch lange nachklingen.
Tränen im Asiamarkt – Michelle Zauner
Gestartet sind wir mit Tränen im Asiamarkt – ein Buch, das schon im Titel eine Mischung aus Alltagsbeobachtung und tiefem Gefühl ankündigt. Michelle Zauner erzählt darin von ihrer koreanischen Mutter, von Verlust, Identität und der heilenden Kraft des Kochens.
Als ihre Mutter an Krebs erkrankt, kehrt Michelle heim, kocht die Gerichte ihrer Kindheit und sucht Halt in Aromen, Erinnerungen und Wärme. Wir haben mit ihr getrauert, geschmunzelt, mitgefühlt – und uns gefragt, wie man zwischen zwei Kulturen seinen Platz findet.
Ein stilles, intensives Buch, das uns gezeigt hat: Trost kann manchmal in einer Schüssel Bibimbap stecken.
Pi mal Daumen – Alina Bronsky
Danach wurde es leichter, aber nicht weniger tief. In Pi mal Daumen von Alina Bronsky treffen zwei Welten aufeinander: die lebenslustige Moni Kosinsky, Großmutter mit Mathe-Ambitionen und knallrotem Lippenstift, und der hochbegabte Teenager Oscar.
Was als Missverständnis im Hörsaal beginnt, entwickelt sich zu einer wunderbar schrägen Freundschaft. Zwischen Gleichungen und Mensaessen geht es um Mut, Neugier, Vorurteile – und darum, dass Lernen keine Altersfrage ist.
Wir haben herzlich gelacht, uns über Klischees empört und festgestellt: Mathematik ist hier nur der Rahmen – das Herzstück ist Menschlichkeit.
Das Fest – Lucy Fricke
Über den Sommer begleitete uns Das Fest von Lucy Fricke – ein stilles Buch über das Älterwerden, Freundschaft und den Mut, Bilanz zu ziehen.
Der Regisseur Jakob glaubt, alles verloren zu haben – bis ihn seine beste Freundin auf eine Reise durch die eigene Vergangenheit schickt. Mit viel Melancholie, Humor und Ehrlichkeit zeigt Fricke: Selbst in der Lebensmitte kann alles noch einmal beginnen.
Ein Buch für ruhige Abende, das nachdenklich macht, aber mit einem Lächeln endet.
Mama, bitte lern Deutsch – Tahsim Durgun
Im Herbst geht’s weiter mit Mama, bitte lern Deutsch von Tahsim Durgun – ein kraftvolles, kluges Buch über das Aufwachsen in einer postmigrantischen Gesellschaft.
Tahsim erzählt, wie er als Kind Dolmetscher für seine Mutter wurde, Briefe übersetzte, Behörden verstand, bevor er sich selbst verstand. Mit scharfem Humor und großem Herz spricht er über Verantwortung, Herkunft und das Ringen um Sichtbarkeit.
Wir sind gespannt auf Diskussionen, Perspektiven und vielleicht auch auf neue Einsichten, was „Zuhause“ heute bedeutet.
Warum wir lesen
Was uns an LeseCORNer besonders gefällt: Es geht nicht nur ums Lesen, sondern ums gemeinsame Entdecken. Mal sehen wir Figuren völlig unterschiedlich, mal überrascht uns eine Szene, über die wir gar nicht reden wollten – und dann bleibt sie doch hängen.
Lesen ist für uns kein Einzelkampf, sondern eine Einladung. Jedes Buch ist wie ein offenes Tor – und gemeinsam macht es einfach mehr Spaß, hindurchzugehen.
Also: Herbstbuch schnappen, mitreden, mit leben. Wir sehen uns im LeseCORNer – für Geschichten, die bleiben.
