Ein stiefmütterlich behandeltes Thema im Deutschunterricht ist das Teilgebiet der deutschen Grammatik. Ein Großteil der Schüler hat ein Problem damit den Unterschied zwischen Wortarten und grammatischen Funktionen von Wörtern zu erkennen. Aber nicht nur Schülern bereitet das Analysieren der Sprache Schwierigkeiten – nein auch Studenten, also angehende Deuschlehrer sowie schon im Schuldienst unterrichtende Lehrer haben da so einige Verständnislücken.
Nun stellt sich natürlich die Frage nach einer geeigneten Lösung. Wie wird aus einem öden formalisierten Grammatikunterricht ein interessanter und für jeden Schüler verständnisvoller Sprachunterricht? Die Linguisten empfehlen, den Jugendslang zum Thema des Grammatikunterrichts zu machen, damit die Schüler ein korrektes Hochdeutsch erlernen. Schließlich sprechen ja nicht nur unsere Kinder ein falsches Deutsch, auch in den medialen täglichen Sendungen im Fernsehen seien es Talkshows, Politikmagazine oder Sportsendungen ist ein Trend zu verzeichnen, dass nur noch Umgangsdeutsch gesprochen wird.
Also woher sollen die Schüler den richtigen Umgang mit Sprache erlernen, wenn nicht in der Institution, die für das Erlernen zuständig ist. Damit es aber nicht zu einem wie eingangs erwähnten formelhaften Grammatikunterricht kommt, soll dieser nun aufgepeppt werden.
Der Vorschlag lautet sich mit dem regulären Umgangston der Jugendlichen auseinanderzusetzen und dementsprechend wird der Unterricht wieder sehr schülernah. Diese schülerorientierte Art und Weise des Unterrichtens wird auch von der aktuellen Didaktikforschung empfohlen, da sich die Schüler besser mit dem Lehrstoff identifizieren können.
Deshalb wird nun an die Deutschlehrer appelliert, setzt euch mit Sätzen wie „Hast du U-Bahn?“, „Ich geh Schule.“ oder „Ich bin mehr aufgeregt als wie du.“ auseinander. Diese Kiezsprache zu thematisieren hat nicht nur für Muttersprachler einen Vorteil, die um cool zu sein sich damit verständigen, sondern bietet den Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache auch einen leichteren Zugang zu der neu zu erlernenden Sprache.
Ich denke, dass die Lehrer allein hier kaum eine Chance zu nachhaltigem Erfolg haben werden. Die gesellschaftlichen Werte wie auch der sprachliche Umgang unter Jugendlichen verfallen immer mehr. Die Grundlage dagegen sollte ein anständiges Miteinander zu Hause bieten, was leider immer seltener der Fall ist. Die Schule kann aus meiner Sicht aber nicht familiäre Lücken füllen. Um eine Brücke zwischen Familie und Schule zu bauen, bedarf es deutlich mehr, als Lehrer im Schulalltag leisten können. Erste sinnvolle Schritte sind meines Erachtens die Erweiterung der frühkindlichen Bildung in Kitas und der gezielte Einsatz von Sozialarbeitern an Schulen. Erfolge sind hier in Pilotprojekten auch bereits erkennbar. Diese Ansätze mussen flächendeckend ausgebaut werden, damit langfristig wieder ein konstruktives Klima an den Schulen entstehen kann und Lehrer wie auch Schüler die Möglichkeit bekommen, sich auf die wirklichen Bildungsinhalte zu konzentrieren.
Auch wenn ich dem Kerninhalt der Aussage Chris‘ gerne zustimme (wir brauchen sicherlich auf mehreren Ebenen eine kompetente und frühzeitig beginnende Förderung und Unterstützung für einen TEIL der heutigen Kinder), frage ich mich doch, wo der Bezug zum eigentlichen Thema ist: Es geht um Grammatikunterricht und dessen Aufpeppung und Aktualisierung durch den Einsatz von Jugendsprache. Hier ist natürlich der Lehrer, insbesonderer der Deutschlehrer, gefragt. Durch Kreativität, die aber immer ein authentisches Bild der Lehrperson voraussetzen muss (und darin sehe ich bei der Jugendsprache das Problem), kann sicherlich ein Teil der heutigen Spracharmut abgebaut werden.
Philipp, ich bin eben der Meinung, dass dieses Thema nicht wirklich in den Unterricht gehört und auch dort in dieser Hinsicht nur bedingt Erfolge erzielt werden können. Der Unterricht muss sich auf die Lernziele konzentrieren. Daher kann es nicht ständiger Gegenstand des Schulunterrichts sein, Versäumnisse mancher Eltern nachzuholen. Darunter leiden m.E. dann auch noch die besseren Schüler und das kann nicht Recht sein. Daher muss für schwache Schüler ein stärkeres unterrichtsunabhängiges Angebot geschaffen werden.